Der Autofokusantrieb in einem Objektiv ist neben dem Autofokusmodul in der Kamera die zweite wichtige Komponente eines Autofokussystems. Er besteht unter anderem aus einem Motor in einem Objektiv welcher für die Fokussierung zuständig ist. Dieser bewegt eine eigens dafür vorgesehene Linse an eine vorher von der Kamera errechnete Stelle um auf ein bestimmtes Motiv scharfzustellen. Objektive mit Ultraschallantrieb (USM) sind deutlich leiser beim Fokussierungsvorgang und in der Regel auch schneller als solche mit einem „normalen Motor“. Welche Unterschiede es im Detail gibt und für welche Anwendungen sie tatsächlich relevant sind behandelt dieser Artikel.
Normale Antriebstechnik
AFD
Alle Canon-Objektive der Modellreihen EF und EF-S, ohne USM in der Produktbezeichnung, bieten „nur“ einen gewöhnlichen Motor, der in der Regel einen ordentlichen Geräuschpegel verursacht. Eine dieser „gewöhnlichen“ Antriebsarten ist AFD (Arc Form Drive), die mit dem EOS-System im Jahre 1987 eingeführt wurde. Langsam müssen diese Objektive nicht sein, sind es aber leider in vielen Fällen. Das liegt nicht an der Bauart selbst, sondern eher an der gewünschten Kostenersparnis. Doch auch mit kräftigen, herkömlichen Motoren lassen sich schnelle Autofokus-Objektive – wie beispielsweise das EF 80-200 2,8 – bauen.
MM
Etwas später kam mit dem Micro Motor eine noch günstiger herzustellende Antriebsart hinzu, die im Grunde eine noch kompaktere aber auch noch leistungsschwächere Motoren-technik besitzt. Diese Technik ist nur in Objektiven der untersten Preisklasse zu finden von denen heute nur noch wenige am Markt sind (z.B. EF 50 1,8; EF 28-90 III, 75-300 III). Allerdings wird diese Technik auch in neueren Objektiven der EF-S-Reihe eingsetzt, wo sie Aufgrund der kompakteren Objektiv-Bauweise die AF-Geschwindigkeit nicht so stark limitiert. EF-S-Objektive mit dieser Technik sind z.B. das EF-S 18-55 IS, 18-200 IS oder auch das 55-250 IS, welche allesamt eine brauchbare AF-Geschwindigkeit aufweisen.
Ultraschallantrieb
Ring-USM
Diese Technik wurde ebenfalls mit der EOS-Reihe am Markt eingeführt. Eines der ersten Objektive mit dieser auch heute noch herrausragenden Technik, ist das 1987 erschienende EF 300 2,8 USM Teleobjektiv. Der Ring-USM richtet sich in erster Linie an Fotografen, die einen sehr schnellen Autofokus benötigten. Der Motor ist ringförmig um das optische Element des Objektivs verbaut und bietet daher einen sehr kräftigen un flüsterleisen Antrieb.
Diese Technik hat folgende Eigenschaften:
- sehr schneller Antrieb
- sehr leise Scharfstellung
- voller manueller Eingriff auch während des Fokussierens (FTM)
Der sehr schnelle Antrieb ist natürlich für Sport und Action-Fotografen besonders von Vorteil, da diese nicht viel Zeit für das Scharfstellen haben. Man stelle sich einen Fussballtorwart vor, der in einem Sekundenbruchteil einen Ball mit den Fäusten abwährt. Will man genau diesen Augenblick festhalten, darf natürlich nicht viel Zeit vergehen bis das Objektiv auf den Torwart scharfgestellt hat. Objektive mit einem extrem schnellen Ring-USM ermöglichen es, diesen Moment einfacher festhalten zu können.
Doch auch der sehr leise Antrieb ist interessant, da sich andere Menschen und auch Tiere von diesem weniger gestört fühlen. Man stelle sich einen Vogel vor, der von seinem Ansitz aus schön in die Kamera guckt. Möglicherweise fliegt er weg, wenn der Spiegel der Kamera hochklappt, doch dann ist das Bild bereits im Kasten. Ärgerlicher wäre es, wenn er aufgrund der lauten Antriebsgeräusche des Objektivs schon vorher wegfliegen würde und der Fotograf ohne Foto auskommen muss.
Der Eingriff in den Fokussierungsvorgang ist eine ebenso nützliche Funktion. Zum einen verhindert dieses so genannte FTM (Full Time Manual) eine versehentliche Beschädigung des Objektivs, falls man mal eben schnell von Hand scharfstellen will ohne vorher per Schalter den Motor entkoppelt zu haben. Und zum anderen bietet es vor allem bei Kameras mit großem Sucher und entsprechender Schnittbildscheibe eine Feineinstellung der Fokusebene um noch das letzte Quentchen Schärfe herauszuholen.
Die meisten höherwertigen Objektive mit USM in der Produktbezeichnung haben einen Ring-USM. Dies trifft vor allem auf die sehr hochwertigen Objektive der L-Serie zu, in der nur sehr wenige Modelle keinen Ring-USM oder überhaupt keinen USM haben.
Micro-USM
Der Micro-USM ist eher ein geschickter Marketingtrick als eine besondere technische Leistung. Er bietet Canon die Möglichkeit, dass werbewirksame USM auch auf Objektiven ohne Ring-USM zu verwenden um sich eine bessere Position im Wettbewerb zu verschaffen. Es handelt sich zwar ebenfalls um einen echten Ultraschallmotor, dieser ist jedoch viel kleiner als ein echter Ring-USM und gibt seine Kraft über eine kleines Getriebe an das optische Element weiter. Das Antriebsgeräusch ist zwar tatsächlich deutlich leiser als bei herkömlichen Motoren, jedoch nicht so leise wie bei einem Ring-USM-Motor. Auch ist ein Objektiv mit Micro-USM nicht so extrem schnell wie eben eines mit Ring-USM, aber in den meisten Fällen schneller als eben normale Objektive ganz ohne USM. Man kann den Micro-USM deshalb schon als eine Art Sparversion bezeichnen, die dem Anfänger und Amateur in vielen Fällen genügen wird.
Die Eigenschaften des Micro-USM im Überblick:
- schneller Antrieb
- leise Scharfstellung
- kein FTM (Ausnahme: Canon EF 50mm f/1,4 USM)
- günstig in der Herstellung
Micro-USM ist sicher keine schlechte Technik. Vergleicht man mal das EF 50 f/1,8 mit dem 50 f/1,4, fällt einem doch ein sehr deutlicher Unterschied auf. Micro-USM ist auf alle Fälle besser als gar kein USM.